Wir planten unsere Flucht über ein sozialistisches Drittland der DDR. Das war in unserem Fall Rumänien. Ein Mittelsmann sollte uns bundesdeutsche Pässe übergeben, mit welchen wir über die Donau nach Jugoslawien reisen sollten. Dieser Weg – so dachten wir – stellte keine Gefahr für unsere Familie dar.
Ein Hindernis mussten wir noch überwinden. Kein DDR-Bürger durfte ohne Genehmigung des Staates ins Ausland. Meine Mutter stellte einen Urlaubsantrag nach Bulgarien. Es folgten Wochen des Wartens, Hoffen und Bangen. Wir hatten Glück. Der Urlaub wurde genehmigt.
Im Sommer 1982 trat unsere Familie das Abenteuer an. Von Dresden fuhren wir südöstlich ins 1200 Kilometer entfernte Severin in Rumänien. Am Tag der Ankunft im Hotel erfuhren wir, dass unser Verbindungsmann einen Tag Urlaub hat. Nichtsahnend verbrachten wir den heißen Sommertag in einem Schwimmbad. Als wir am Abend zum Auto zurückkehrten, bemerkten wir, dass die Scheiben eingedrückt waren. Jemand war in unser Auto eingebrochen. Neben einer Tasche mit Kleidung fehlte die Umhängetasche mit wichtigen Papieren und Dokumenten. Unsere Pässe waren weg.
Wir gaben eine Anzeige auf der dortigen Miliz auf und erhielten die Information, dass wir uns umgehend zur DDR-Botschaft nach Bukarest begeben sollen, um dort Pass-Ersatzdokumente zu beantragen. Nur so wäre eine Weiterreise möglich.
Das machten wir. In Bukarest gingen wir jedoch auf die ständige Vertretung der Bundesrepublik Deutschland. Selbstbewusst und mit einer Portion Naivität stürzten wir uns in das Abenteuer. Wir gaben uns als Bundesbürger aus, denen die Pässe gestohlen waren und beantragten Pass-Ersatzdokumente.