Sie ist die Frau vom Checkpoint Charlie. Seit der Veröffentlichung des Buches, der Ausstrahlung des Spielfilms und der TV-Dokumentation ist Jutta Fleck (ehemals Gallus) zur Symbolfigur für den friedlichen Widerstand gegenüber der DDR-Diktatur geworden.
Botschafterin für Freiheit und Demokratie
Nach der gescheiterten Flucht 1982 aus der DDR muss Jutta Fleck (35) ins Gefängnis. Ihre Töchter Claudia (11) und Beate (9) kommen ins Heim.
Verhöre, Drohungen und der Verlust der Familie quälen die Inhaftierte. Der Gefängnisalltag auf Burg Hoheneck ist die Hölle. Der einzige Trost: Briefe und Zeichnungen von den Kindern. Nach 26 Monaten wird Jutta Fleck vom Westen freigekauft. Doch die Kinder müssen im Osten bleiben. Die verzweifelte Mutter will unbedingt Claudia und Beate rüberholen. Sie kann an nichts anderes denken. Ihr Leben hat ohne die Kinder keinen Sinn. Bei Wind und Wetter steht sie mit einem Plakat am Berliner Grenzübergang Checkpoint Charlie. Auge in Auge mit den Grenzsoldaten der DDR. „Gebt mir meine Kinder zurück“! lautet ihr öffentlicher Protest. Doch nichts geschieht.
Im Gegenteil: Ihr wird gedroht. Jutta Fleck muss um ihr Leben fürchten. Vier lange Jahre zwischen Angst, Bangen, Ohnmacht und Hoffnung vergehen. Schließlich fordert sie 1986 in einem letzten verzweifelten Appell im Berliner Reichstag anlässlich der Gedenkfeier zum 25. Jahrestag der Berliner Mauer vor der gesamten Weltpresse und vor den Politikern die Freilassung ihrer Töchter: Keine großen Sprüche! Vier Jahre Trennung sind genug!
Endlich setzt man sich auf höchster politischer Ebene für ihr Schicksal ein. Seelisch und körperlich fast am Ende kommt für Jutta Fleck jedoch erst am 25. August 1988 das erlösende Signal aus Berlin.
Für ihr mutiges Engagement zur Freilassung der Töchter erhielt Jutta Fleck im Dezember 2007 die Wilhelm-Leuschner-Medaille des Landes Hessen und im Januar 2008 den Bürstädter Courage-Orden. Am 16. November 2009 wurde ihr im Rahmen der Veranstaltung „Gegner des SED-Unrechts“ der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland von Bundespräsident Horst Köhler überreicht.
Jutta Fleck leitete von 2009 bis 2019 das Schwerpunktprojekt „Politisch-Historische Aufarbeitung der SED-Diktatur“ bei der Hessischen Landeszentrale für Politische Bildung, welches vom damaligen Ministerpräsidenten Roland Koch ins Leben gerufen wurde.